Hartmut Freund mit aufsteigender Form bei den Thailand Open

Der geistig behinderte TTC-Sportler Hartmut Freund hat sich nach dreimonatiger Verletzungspause mit einer ansprechenden Leistung auf dem internationalen Parkett zurückgemeldet. Bei den Thailand Open – seinem ersten Weltranglistenturnier überhaupt in Asien – wurde der Bietigheimer in der Startklasse 11 (intellektuelle Behinderung) allerdings vom Lospech verfolgt.

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Er traf im Einzel- und im Team-Wettbewerb bereits in der Vorrunde auf die Favoriten aus Hongkong und Japan, denen er und sein Teampartner, der erst 16-jährige japanische Jugend-Nationalspieler Yudai Kikawada, erwartungsgemäß unterlagen. Freund schied dadurch trotz eines klaren Sieges gegen Lokalmatador Khunanon Didsunon (Thailand) aus.

 

Ein Höhepunkt des Weltranglistenturniers aus deutscher Sicht war das Einzel von Freund gegen Paralympics-Teilnehmer Yuki Kinoshita vom Team Japan I, gegen den er in den vergangenen Jahren schon öfter gespielt, aber noch nie gewonnen hat. Der Schwabe zog auch diesmal den Kürzeren – allerdings in einem hochklassigen Match denkbar knapp mit 12:10, 8:11, 9:11 und 15:17. Dabei vergab Freund in einem dramatischen vierten Satz fünf Satzbälle (siehe Video am Schluss dieses Beitrags).

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Die Thailand Open in der Küstenmetropole Pattaya gelten angesichts von Lufttemperaturen über 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von rund 80 Prozent als das härteste Turnier der Welt im Tischtennis-Behindertensport. Hinzu kam in diesem Jahr, dass ein Großteil der Teilnehmer, darunter auch der Bietigheimer, im Turnierverlauf an einer Lebensmittelvergiftung erkrankten.

 

Freund, der alle Teilnahmekosten wieder selbst zu tragen hatte, musste in Thailand an den Start gehen, um nicht Gefahr zu laufen, wegen einer zu langen Wettkampfpause aus der Weltrangliste herauszufallen. In der ersten Jahreshälfte hatte ihm der Bundestrainer für drei Turniere in Europa keine Starterlaubnis erteilt. Für die Thailand Open wurde Freund als bester in der Weltrangliste platzierter deutscher Spieler (Rang 24) hingegen vom deutschen Verband gemeldet.

 

Der 48-Jährige, der im Behindertensport für den BSV Walldorf und im Regelsport für den TTC Bietigheim-Bissingen startet, gilt als der weltbeste Tischtennis-Spieler mit einer schweren geistigen Behinderung. Er hat es in seiner Startklasse meist mit Gegnern mit Fremdsprachenkenntnissen und Führerschein zu tun. Im Juni hatte er sich beim Aufwärmen einen Sehnen-Einriss der rechten Schulter zugezogen, weshalb er erst kurz vor den Thailand Open wieder voll trainieren konnte.

 

Im Nichtbehindertensport weist Freund derzeit mit einem TTR-Wert von 1505 sein bestes jemals gemessenes Rating auf. Er betreibt erst seit Anfang 2012 – damals wurde die Startklasse 11 (intellektuelle Behinderung) bei Weltranglistenturnieren eingeführt – Tischtennis als Leistungssport.

 

 

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