Annett Kaufmann wird Vize-Europameisterin
Mit einem sensationellen zweiten Platz kehrte die 10-jährige Annett Kaufmann vom TTC Bietigheim-Bissingen von der Europameisterschaft der U13 und U12 Jahrgänge aus Schiltigheim bei Straßburg zurück. „Es ist der absolute Vergleich für Europas Top-Nachwuchstalente der U13 und U12-Jahrgänge in Europa“ beschreibt TTC-Heimtrainer Florian Grünenwald das dreitägige Turnier.
Für Deutschland gingen bei den Jahrgängen 2005 und jünger gleich zwei Württembergerinnen an den Start. Naben der Bietigheimerin Kaufmann startete auch noch Laura Kaim, Schwester der ehemaligen TTC-Spielerin Julia Kaim, die aktuell für den SSV Schönmünzach spielt. Für Kaufmann war es in Schiltigheim der erste Auftritt auf europäischer Ebene. Umso verwunderlicher war es dann, dass sie gleich von Beginn an groß aufspielte. In der ersten von drei Vorrundenphasen gab es gegen Aurelie Lemeri (Frankreich), Caterina Angeli (Italien) und Liliana Nagy (Ungarn) gleich drei 3:0 Siege. Es folgten zwei weitere 3:0 Sieg in der zweiten Vorrundenphase gegen Louise Saguet (Frankreich) und Julie van Hauwaert (Belgien). In der dritten und letzten Vorrundenausspielung wurde sie dann in beiden Spielen erstmals richtig gefordert. Gegen die unangenehm spielende Rumänin Eszter Demjen gab es dann auch die erste Niederlage in vier Sätzen. Doch ein 3:1 Sieg gegen Clarissa Roy Stroeymeyte aus Frankreich sicherte Kaufmann den Einzug unter die besten 32 Schülerinnen des U12 Jahrgangs in Europa. „Das war eigentlich das Ziel, dass man das Hauptfeld erreicht. Sie ist mit ihren zehn Jahren nächstes Jahr noch berechtigt in diesem Jahrgang zu spielen. Deshalb war alles ab hier jetzt Bonus“ zeigte sich Grünenwald schon mit dem Erreichen der Finalrunde glücklich.
Doch die junge Bietigheimer konnte sich ab sofort immer weiter steigern. Im Sechszehntelfinale stellte die Belgierin Soleane Anciaux keine große Hürde da. Mit 3:0 fegte Kaufmann sie vom Tisch um im anschließenden Achtelfinale die starke Italienerin Chiara Rensi nach verlorenem ersten Satz noch mit 3:1 zu besiegen. Damit war das Viertelfinale erreicht, in dem die Nummer eins Rumäniens, Boroka Mike, wartete, die im Achtelfinale die an zwei gesetzte Französin Charlotte Lutz in fünf Sätzen eliminieren konnte. In einer packenden Partie setzte sich Kaufmann schließlich mit 11:7 im Entscheidungssatz durch und zog somit in das Halbfinale ein. Dort traf das TTC-Talent auf die Russin Karina Iusupova. Erneut musste Kaufmann den ersten Satz mit 6:11 abgeben. Doch ein knapper Satzgewinn im zweiten Satz (12:10) brachte die Wende zu Gunsten der Deutschen. Sie agierte immer sicherer, während ihre Gegnerin trotz lautstarker Unterstützung der russischen Delegation zu immer mehr Fehlern gezwungen wurde. Am Ende siegte Kaufmann mit 11:9 und 11:7 in den Sätzen drei und vier und erreichte so das Finale. Hier erwarteten man eigentlich die topgesetzte Russin Anastasija Beresneva. Doch zum Erstaunen aller musste sie sich im zweiten Halbfinale glatt in drei Sätzen der etwas unorthodox spielenden Französin Loa-Line Frete geschlagen geben. So kam es zum Finale zweier Ungesetzten in dem Kaufmann traditionell den ersten Satz abgeben musste (10:12). Doch die junge Bietigheimerin spielte sich vor 500 Zuschauern in der Stadthalle von Schiltigheim zurück und sicherte mit 11:9 den zweiten Satz. Beim Stand von 10:9 für Kaufmann im dritten Satz folgte die wohl spielentscheidende Szene, als Frete den Satzball der Deutschen mit einem unerreichbaren Netzball abwehren konnte. Frete gewann den zweiten Satz mit 12:10 und behielt auch im vierten Durchgang mit 11:8 die Oberhand.
„Vor dem Spiel hatte ich schwerste Bedenken, ob Annett gegen die Spielweise von Frete ankommen wird, da es so etwas eher selten gibt. Aber sie hat das sehr gut gemacht und war auf Augenhöhe. Auch wenn die Enttäuschung nach dem Finale logischerweise erstmal da war hat sie in Summe ein phantastisches Turnier gespielt“ gab sich Grünenwald höchst zufrieden mit den Leistungen seines Schützlings. „Gefühlt hat sie sich während dem Turnierverlauf um eine Klasse gesteigert. Das war schon bemerkenswert und wie gesagt sie darf im kommenden Jahr ja nochmals in der Altersklasse spielen“ so Grünenwald hoffnungsvoll weiter.
Mit dem Vizetitel auf europäischer Ebene erspielte Kaufmann gleichzeitig den größten Erfolg eines TTC-Eigengewächses in dessen Vereinshistorie. „Sie ist definitiv das größte Versprechen für die Zukunft, die es im Bietigheimer Tischtennissport je gegeben hat. Wir werden weiter hart arbeiten, denn das heute hier in Schiltigheim soll nicht der Höhepunkt sondern der Auftakt ihrer Karriere gewesen sein“ so Grünenwald abschließend weiter.