TTC-Sportler nach wochenlangem Tauziehen geimpft
Mit einem erlösenden Pieks in die linke Schulter ist am Sonntag um 10.54 Uhr ein wochenlanges Tauziehen um die Corona-Impfung des schwer geistig behinderten TTC-Sportlers Hartmut Freund (53) zu Ende gegangen. Den Weg für die Impfung hatte Sozialminister Manne Lucha am Freitagnachmittag freigemacht, indem er den Kreis der Impfberechtigten über Erzieherinnen und Lehrer hinaus deutlich ausweitete. Über die Widerstände, die es dabei für die Familie des TTC-Spielers zu überwinden galt, hatte zuvor der SWR in Fernsehen und Hörfunk berichtet.
Schon am 5. Februar hatte Hartmuts Betreuer Norbert Freund den Minister bei einem „Digitalen Bürgerdialog“ auf die Dringlichkeit der Impfung seines Bruders angesprochen: Hartmut, der als Diabetiker ein erhöhtes Risiko für einen tödlichen Infektionsverlauf hat, wurde durch die pandemiebedingten Beschränkungen psychisch krank, kann aber bei dringend nötigen sozialen Außenkontakten behinderungsbedingt die „AHA-Regeln“ nicht einhalten, könnte dadurch die Mutter anstecken, die fast 80, schwer asthmakrank und noch nicht geimpft ist.
Zugleich häuften sich Berichte, wonach der für unter 65-Jährige gedachte Impfstoff von AstraZeneca beim Personal von Heimen und Kliniken kaum noch Abnehmer fand. Lucha pochte zunächst darauf, ihn erst an Lehrer und Erzieherinnen zu verimpfen, die nach dem Willen der Ständigen Impfkommission eigentlich viel später dran gewesen wären. Geistig Behinderte außerhalb von Einrichtungen, aber auch Tumor- und Leukämiepatienten, Organtransplantierte, schwer Lungen-, Leber-, Nieren- und psychisch Kranke sollten sich gedulden, hieß es.
Die Wende kam am Freitag, als der Minister mitteilte, dass sich nun auch Schwerstbehinderte und -kranke unter 65 impfen lassen können, die nicht im Heim leben. „Das war der Durchbruch“, atmet Norbert Freund auf. „Wir danken der Behindertenbeauftragten des Landes, Stephanie Aeffner, dem behindertenpolitischen Sprecher der Grünen im Landtag, Thomas Poreski, und dem Sozialverband VdK, die sich in der vergangenen Woche für die Belange Schwerstbehinderter und -kranker bei der Impfung im Land eingesetzt haben.“