Der Traum vom Aufstieg geht weiter

Am vergangenen Samstag schlug das Spitzensextett des TTC Bietigheim-Bissingen beim direkten Verfolger und größten Konkurrenten um den Aufstieg, dem TSV Kuppingen, auf. Von der ersten Sekunde an präsentierten sich die Bietigheimer kampfeslustig und siegeswillig. In der beinahe vier Stunden dauernden Partie, die an Spannung kaum zu überbieten war, rangen die Gäste ihre Kontrahenten mit 6:4 nieder und bauten sich damit eine komfortable Drei-Punkte-Führung in der Tabelle auf.

Zunächst waren die Voraussetzungen nicht die günstigsten für die Herren von der Enz. Aufgrund des kurzfristigen, krankheitsbedingten Ausfalls der etatmäßigen Nummer 4, Mohammadjavad Sohrabi, musste der TTC ersatzgeschwächt antreten. So schlugen im vorderen Paarkreuz Alexander Valuch und Tal Israeli auf, ergänzt durch Jeromy Löffler und Oskar Pukk. Hinzu kam, dass sich die Kuppinger seit der Hinrunde auf Position vier verstärkt hatten und nun umso mehr eine extrem ausgeglichene Aufstellung aufweisen konnten, die auf dem Papier überlegen schien. Angeführt von Spitzenspieler Roko Tosic bestand das Team aus Mu Hao, Nemanja Ignjatov und Mohammad Ali Rouintanesfahani. Dementsprechend wurde als Ziel seitens der gastierenden Bietigheimer ein Unentschieden ausgelobt. „Wir hatten auf ein 5:5 spekuliert, um einen Punkt vor den Kuppingern zu bleiben“, erläutert TTC-Chefcoach Andreas Kienle die Gedanken vor dem Spiel, „Aber selbst diese fünf Punkte ließen keinerlei Patzer zu. Wir wussten, dass wir von Anfang an keine Schwäche zeigen dürfen.“

Dies gelang, denn bereits in den Eingangsdoppeln legten die Bietigheimer einen Start nach Maß hin. Nach kurzer Zeit führten Valuch/Pukk überraschenderweise gegen Rouintanesfahani/Mu, nachdem sie den ersten Satz klar für sich entschieden hatten und im zweiten Durchgang einen 3:8-Rückstand noch in einen 15:13-Erfolg ummünzen konnten. Dann jedoch fanden die Gastgeber besser in die Partie und entführten den ersten Punkt des Tages doch nach Kuppingen. Ähnlich brisant verlief die Begegnung Israeli/Löffler gegen Tosic/Ignjatov. In einem ständigen Hin und Her war es lang nicht möglich, einen Sieger abzuschätzen. Schlussendlich erspielten sich die jungen Bietigheimer durch großen Kampfgeist einen hauchdünnen Vorteil und brachten die Partie mit 11:9 im entscheidenden Satz nach Hause.

„Wären wir mit zwei verlorenen Doppeln in das Spiel gestartet, hätten wir kaum noch eine Chance gehabt“, blickt Kienle auf den sehr entscheidenden Beginn des Abends zurück, „Das zeigt, wie wichtig es war, vom ersten Ball an zu einhundert Prozent da zu sein.“

Beim Stand von 1:1 begann schließlich der erste Einzeldurchgang. Valuch startete mit unkonstanten Leistungen in seine Partie gegen Mu, sodass er im ersten Satz das Nachsehen hatte. Dann jedoch kämpfte er sich Ball für Ball in das Match und behielt ab dann stets die Oberhand. Am Nebentisch versuchte Israeli, seine phänomenale Leistung aus der Vorrunde, als er Tosic mit 3:1 bezwungen hatte, zu wiederholen. Leider gelang ihm das an diesem Tag nicht, weshalb er sich in drei knappen Durchgängen geschlagen geben musste. Im Anschluss gelang es Ersatzmann Pukk, sein Gegenüber Ignjatov zunächst unter Kontrolle zu behalten, wodurch er in Führung ging. Dann jedoch begann der Kuppinger, nach und nach immer besser und souveräner aufzutreten, sodass Pukk in vier Sätzen unterlag. Am Nebentisch spielte sich indes die entscheidende Partie der gesamten Begegnung ab. Löffler bewies, wie schon oft im Lauf der Saison, nicht nur mentale, sondern auch spielerische und taktische Stärke und unterstrich damit erneut seinen Wert für das Team. Gegen die unangenehmen Aufschläge von Rouintanesfahani hatte der junge Bietigheimer fünf Sätze lang zu kämpfen. Immer wieder setzte er jedoch spielerische Akzente und erlöste die rund 30 mitgereisten Bietigheimer Fans unter großem Jubel mit einem taktisch fein herausgespielten Entscheidungssatz.

Alexander Valuch war an diesem Tag im Einzel nicht zu schlagen

Die zweite Einzelrunde begann dann beim Stand von 3:3. Lediglich zwei weitere Punkte waren nötig, um das Unentschieden zu sichern. Und diese sollten nun verbucht werden. Valuch zündete gegen Tosic gleich zu Beginn des ersten Satzes ein Feuerwerk an Topspins aus jeglichen Positionen. Dementsprechend gelang ihm ein schneller Satzerfolg, den der hochklassig erfahrene Spitzenspieler der Gastgeber jedoch direkt zu egalisieren wusste. Valuch schien jedoch in keiner Weise locker lassen zu wollen und kämpfte athletisch um jeden Ball. Dieser Einsatz sollte belohnt werden, denn trotz der oft sehr guten Antworten Tosics behielt Valuch die Oberhand und rang den nominell besten Spieler der Liga mit 3:1 nieder. Dieser nicht erwartete Punktgewinn sorgte für Oberwasser auf Bietigheimer Seite. Israeli hatte es nun in der Hand, das Unentschieden einzutüten. Dennoch gestaltete sich sein Match gegen Mu deutlich schwieriger als gedacht. Israeli musste über die volle Distanz gehen und verbuchte die bis zum Ende offene Partie durch einen Schlusssprint, bei dem er im Entscheidungssatz aus einem 6:7-Rückstand einen 11:7-Sieg zauberte, unter dem Applaus und dem ungezügelten Jubel der Fans und des Teams für sich. Die fünf Punkte waren erreicht, das Unentschieden gesichert.

Jeromy Löffler behält auch nach 20 Partien seine weiße Weste

Nichtsdestotrotz wurden die beiden verbliebenen Begegnungen ausgespielt. Löffler traf auf einen extrem kampfeslustigen Ignjatov, der trotz der Vorentscheidung zum Sieg gewillt war. Unter Nutzung seiner spielerischen Klasse hielt Löffler den Kuppinger jedoch in Schach und besiegelte damit den Sieg. Mit dieser Partie baute Löffler seine persönliche Bilanz in der Regionalliga auf unglaubliche 20:0 Spiele aus. Am Nebentisch unterlag Pukk zwar einem solide aufspielenden Rouintanesfahani, doch dies trübte die Freude über den Sieg in keiner Weise.

„Was für ein Match, ich habe nicht damit gerechnet, dass wir hier als Sieger rauslaufen“, vernahm man einen überglücklichen Matthias Grünenwald, Vorstandsvorsitzender des TTC, nach dem letzten Punkt, „Von Anfang an hat alles gepasst: Die Stimmung, der Spirit, alle waren mit vollem Herzen dabei.“ Markus Schönberger, der Kienle beim Coaching unterstützte, ergänzt: „Jetzt haben wir einen Vorsprung in der Tabelle, den wir nur noch halten müssen. Mit der heutigen Leistung sehe ich diesem Ziel positiv entgegen.“

Wenn die Bietigheimer die restliche Spielzeit so souverän fortführen, wie es bisher der Fall war, ist der Spitzenplatz in der Regionalliga nicht mehr zu nehmen. Die nächste Aufgabe steht am 13. März beim Heimspiel gegen die TTF Frankenthal an. Die Erwartungen sind klar, doch das Selbstbewusstsein stimmt.

dm

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