Verein | Hilferuf vom Tischtennis-Club


Aus der Bietigheimer Zeitung:
Von Walter Christ 22.10.2025
Anhaltender Hallen-Platzmangel und Peinlichkeiten im Wettbewerbsbetrieb sorgen zunehmend für Frust beim TTC.
Sonntagnachmittag, Sporthalle Untermberg. Mitten im 3.-Liga-Fight des heimischen TTC gegen Kaiserslautern muss an Tisch zwei das Match für gute 40 Minuten abgebrochen werden. Wenige Tage später das Gleiche gegen die DJK Eggolsheim – einem Verein aus dem Raum Nürnberg. Der Oberschiedsrichter droht die gesamte Begegnung abzubrechen und für die Bietigheim-Bissinger als verloren zu werten. Das geht nun seit rund 14 Jahren so. Der Grund: Fehlender Sonnenschutz blendet temporär die Akteure.
Diese der Stadtverwaltung unzählige Male vorgebrachten, von Spielpartnern und Besuchern rundum mit Kopfschütteln quittierten „Sportstadt“-Peinlichkeiten – die laut Sport- und Kulturamt in den aktuellen Herbstferien endlich beendet werden sollen – sind freilich nicht der Hauptgrund, warum Vereinschef Matthias Grünenwald und seine 200-Mitglieder-Gemeinschaft ernsthaft am Verzweifeln sind. Ein nunmehr öffentlicher Hilferuf basiert vielmehr auf der immer mehr „hoffnungslos überbelegten, viel zu kleinen Halle“, die ein professionelles, ungefährliches Trainieren und Spielen schier nicht mehr möglich machen.
Anlaufstelle für junge Nationalspieler
Dazu muss man wissen, dass der 2009 gegründete TTC mit seinen 200 Mitgliedern und davon rund 90 Kindern und Jugendlichen nicht nur 13 Herren-, zwei Damen- und zwölf Jugend-Mannschaften, also insgesamt 29 Teams stellt, sondern auch in der 3. Bundesliga Süd, Regionalliga Südwest und Oberliga Baden-Württemberg etabliert ist und internationale Nationalspieler hier aktiv sind.
Davon, dass der international renommierte Verein primär aufgrund seines hochkarätigen ehemaligen chinesischen Nationalspielers und heutigen TTC-Cheftrainers Hongyu Chen National-Verbände aus aller Herren Länder wie Ukraine, Brasilien, Taiwan, dem Iran, aus Spanien und Deutschland veranlasst, immer wieder junge Nationalspieler im Trainingscenter an der Enz temporär Praktika absolvieren zu lassen und es weitere Anfragen aus den USA, aus Japan und auch aus China gibt, einmal ganz zu schweigen. Ebenso davon, dass der Verein an vier örtlichen Schulen Ganztagsprogramme beziehungsweise auch eine Tischtennis-AG anbietet.
Der sichtlich genervte Matthias Grünenwald schildert die leidigen Alltagsszenerien mit erheblich mehr als eigentlich zugelassenen Tischen bei den Trainingseinheiten und Spielen, die zum Teil nur noch dank Sondergenehmigungen des Verbandes möglich sind. Aber wie lange noch, sei eine der bangen Fragen.
Selbstredend habe der TTC im Lauf der Jahre wiederholt dem Rathaus die Problematik geschildert, sogar mal sinniert, selbst eine Halle zu bauen – „alles völlig sinnlose Bemühungen und Gedankengänge“, mäkelt der enttäuschte Vereinsvorsitzende. Seit Jahren werde man hingehalten, vertröstet und werde dieses und jenes zugesagt – ohne dann auch effektive Taten folgen zu lassen.
Wenig Hoffnung auf neue Sporthalle
Allerdings betont er auch, dass er die Sportförderung der Stadt Bietigheim-Bissingen sehr positiv finde, wie auch die unkomplizierte Hallen-Zurverfügungstellung bei TTC-Großveranstaltungen wie beispielsweise bei den jüngsten Bezirksmeisterschaften mit 350 Anmeldungen.
Große Hoffnung auf die viel zitierte neue Sporthalle im Ellental setzt Grünenwald nicht, da man längst orakle, dass sie, wann auch immer sie denn mal stehen werde, ohnehin eine explizite Handball-Stätte werde und der TTC sowieso dringend jetzt konkrete Abhilfe brauche. Vielmehr wünscht er sich das Bemühen der Stadtverwaltung und von Vereinen um mehr Gerechtigkeit und Logik bei den Hallen-Benutzungen. Der TTC brauche jedenfalls akut eine größere Halle.
„Während wir angesichts unserer gravierenden Kapazitätsgrenzen Training für Training, Spiel für Spiel nicht wissen, wie wir die prekären Situationen meistern sollen, steht beispielsweise die Hillerschul-Turnhalle zu bestimmten Zeiten, wöchentlich, leer. Da könnte man bei gutem Willen und Umstrukturierungen Manches verbessern, nicht alles nur an Großvereinen und Gefälligkeiten orientieren“, meint der Tischtennis-Boss. Die Stadt müsse sich diesbezüglich also endlich mal bewegen, hieß es im Gespräch mit der BZ einigermaßen gallig.
Verzicht auf Hochkaräter und zurück in die Kreisliga?
All die hehren Versprechungen und Faktenresistenz führten demnach inzwischen dazu, dass er und sein Führungsteam sich jedenfalls ernsthaft hinterfragen, ob das denn alles noch Sinn mache und die ganzen Aufbauarbeiten und denkbaren Weiterentwicklungen „eigentlich für die Katz“ seien. Das heißt, ob man einfach auf die genannten Hochkaräter und das hohe Leistungsniveau verzichte und sich zurück in die „Niederungen“ der tausenden von Kreisligisten begebe
Stadtverwaltung: „Bisher keine passende Lücke gefunden“
Wie die Stadt auf BZ-Anfrage mitteilt, sei die Verdunkelung der Sporthalle Untermberg in den vergangenen zwei Jahren sukzessive erfolgt, einzig auf der Westseite fehle noch eine Blende. Diese folge, sobald der Stoff verfügbar ist. Das könne schon in den Herbstferien der Fall sein oder aber etwas später, sagt Presseamtsleiterin Anette Hochmuth. Zeitgleich werde im Innenraum an der Ostseite noch ein Display für den Verein aufgehängt. Da beide Maßnahmen ein Gerüst im Halleninneren erfordern, sollen diese zeitgleich erfolgen. Die Kosten für die Stadt liegen demnach bei rund 1000 Euro.
„Die Sporthallen in der Stadt sind alle gut belegt. Die Gespräche mit dem TTC über mehr Trainingszeiten in anderen Hallen laufen schon geraume Zeit, jedoch konnte bisher keine passende Lücke gefunden werden“, sagt Hochmuth. In der Hillerschul-Halle sei zwar durch die Verlegung von anderen Gruppen eine Teilfläche freigeworden, allerdings werde noch mehr Platz benötigt, der bisher nicht verfügbar sei. „Die Stadt bemüht sich darum, allerdings müssten dann andere Vereinsnutzungen verlegt oder gestrichen werden, was intensive Gespräche mit den Betroffenen erfordert.“
Überlegungen zum Bau einer neuen Sporthalle seien bisher stets an der mangelnden Finanzierbarkeit gescheitert. Ob sich in absehbarer Zeit eine Lösung finden lasse, sei noch offen, so Hochmuth.